Der indische Raumsektor hat stark zugenommen und wird vom Indian Space Research Organisation (ISRO) geleitet. Trotz knapper Budgets konnte das ISRO bemerkenswerte Leistungen auf internationaler Ebene erbringen, wie z.B. die Mars Orbiter Mission (Mangalyaan), die es im ersten Anlauf schaffte, erfolgreich in die Mars-Umlaufbahn einzutreten, oder Chandrayaan-3, das eine sanfte Landung auf dem Mond durchführte. Diese kostengünstigen Projekte haben Indien geopolitisch zu einem führenden Akteur im Bereich des Weltraums gemacht. Die Regierung hat den Raumsektor auch für private Unternehmen geöffnet und durch die indische Raumfahrtpolitik von 2023 liberalisiert. Dies ermöglicht es privaten Unternehmen, alle Aktivitäten von Anfang bis Ende durchzuführen, und erlaubt eine 100%ige ausländische Direktinvestition zur Senkung von Markteintrittsbarrieren.
Das in Chennai ansässige Unternehmen Agnikul Cosmos befindet sich in einer komfortablen Position, da das Interesse an Indiens erschwinglichen Raumstarts zunimmt. Es nutzt diesen Erfolg, indem es kostengünstige Starts unter Verwendung seiner 3D-gedruckten Raketentriebwerke demonstriert. Das Agnilet-Triebwerk, das 2021 erstmals getestet wurde, ist das weltweit erste einteilige 3D-gedruckte halbkryogene Raketentriebwerk. Nach vier gescheiterten Versuchen gelang es dem Raumfahrt-Startup am 30. Mai 2024, mit einem triumphalen suborbitalen Testflug seines Trägersystems Agnibaan SOrTeD (SubOrbital Technological Demonstrator), angetrieben von sieben Agnilet-Triebwerken, Geschichte zu schreiben. Es wurde nur das zweite private Raumfahrtunternehmen, dem ein erfolgreicher Raketenstart gelang, nach Skyroot Aerospace’s bahnbrechendem Vikram S-Raketenstart im November 2022.
In den letzten Jahrzehnten fand 3D-Druck in verschiedenen Bereichen Anwendung, darunter auch in der Raumfahrtindustrie, insbesondere bei der Herstellung von Raketen. Unternehmen wie Rocket Lab und Relativity Space haben dabei Technologieführerstellung erreicht, wobei Relativity Space die Terran 1-Rakete, eine vollständig im 3D-Druck hergestellte Rakete, produzierte. Der Vorteil liegt in der Anpassungsfähigkeit und Effizienz, da 3D-Druck die Herstellung komplexer, einheitlicher Triebwerksteile ermöglicht. Agnikul und Skyroot nutzen das Potenzial des 3D-Drucks, um leichtere, anpassungsfähigere und potenziell erschwinglichere Trägersysteme zu entwickeln. Agnikul hat eine Testplattform mit vollständig 3D-gedruckten halbkryogenen Triebwerken gestartet, während Skyroot erfolgreich ein 3D-gedrucktes kryogenes Triebwerk getestet hat.